In diesem Jahr folgt mein Stockfotografie Report 2021 reichlich spät. Dennoch dürfte es für jeden Stockfotografie-Interessierten einen aktuellen Einblick in die aktuelle Situation der Stockfotografie geben. 2020 gab es überwiegend rückläufige Umsätze. Das war in erster Linie die Auswirkung von Corona. Im 2. Quartal bekam das vermutlich fast jeder Stockfotograf zu spüren. In der zweiten Jahrehälfte gab es eine spürbare Erholung. Bei mir konnte der Rückschlag aus der ersten Jahreshälfte leider nicht vollständig ausgegelichen werden. So waren meine Bildhonorare etwas rückläufig.
Neues Jahr, neues Glück! 2021 sollte alles besser werden. Durch Corona gab es weiterhin oder wieder Einschränkungen im täglichen Leben. Allerdings wurden dennoch Fotos in vielen Wirtschaftsbereichen benötigt. Als weiteres Standbein habe ich meinen zweiten Schwerpunkt in die Gestaltung von einfachen Illustrationen gesetzt. Neben dem Verkauf von T-Shirts sollten möglichst viele Illustrationen auch über Bildagenturen vermarktet werden.
Wie war mein Jahr in der Stockfotografie?
Im Hauptberuf durfte ich wegen Corona überwiegend im Home-Office arbeiten. Dadurch habe ich mir pro Arbeitstag etwa 2 1/2 h Zeit für den Arbeitsweg gespart. 2 1/2 mehr Freizeit. Da sollten doch mehr Stockfotos entstehen?
In der Praxis war das allerdings nicht der Fall. Im Gegenteil. Es entstanden nicht mehr Produktfotos als im Vorjahr. 2020 hatte ich einen starken Fokus auf die Makrofotografie. Da blieb weniger Zeit für Produktfotos. 2021 konzentrierte ich mich auf Landschaftsfotos. Motive vor der Haustür. Bereits 2020 entstanden neue Landschaftsmotive. 2021 wollte ich einige Motive auf meiner to do Liste abarbeiten. Die Grundlage für tolle Landschaftsfotos ist die Planung, Vorbereitung und konsequente Umsetzung. Das sieht für viele Laien easy aus. In der Praxis erfordert das aber zeitaufwändige Recherchen. Und für eine Umsetzung muß man oft flexibel reagieren. Dank dem Home-Office und einer Gleitzeitregelung, war zum Großteil die erforderliche Flexibilität möglich.
Aus wirtschaftlicher Sich ist der Nachteil an Landschaftsmotiven, daß es dafür keine so große Nachfrage wie für Produkt- und People-Fotografien gibt. Dennoch mag ich die Landschaftsfotografie. Ich mag die Ruhe und Stille in der Morgendämmerung bevor die Sonne aufgeht. Wenn dann noch das Licht und Wetter mitspielt ist die ganze Mühe davor schnell vergessen. Landschaftsfotografie entschleunigt. Zumindest bei bei mir ist das so.
Produktfotografie ist die Butter und Brot-Fotografie. Damit kann man Geld verdienen. Allerdings sind das oft Motive, an denen ich mich selten begeistern kann. Aber so kann ich mit dem Nebenjob meine Fotoausrüstung refinanzieren. Dennoch blieb wegen der Landschaftsfotografie weniger Zeit für Produktfotos.
Auch die Einarbeitung in Adobe Illustrator war zeitaufwändig. Aber näheres darüber werde ich im Anschluß noch reporten.
Internationale Bildagenturen
Adobe Stock
Bei mir hat sich Adobe Stock weiterhin positiv entwickelt. Die Downloads sind im Vergleich zum Vorjahr fast identisch. Der Umsatz ist um 22% auf 1944 Euro in 2021 gestiegen. Der Anstieg hat sicherlich mehrere Gründe. Mit Sicherheit lag vermutlich weniger an den neuen Bildern. Im zweiten Corona-Jahr war es wohl eher eine Normalisierung der Nachfrage. Zudem hat Adobe Stock eine kostenlose Bilderplattform auf den Markt gebracht. Dafür konnte man aus einer vorgeschlagenen Auswahl Bilder zur Verfügung stellen. Wenn diese akzeptiert wurden, wurde ein Bild einmalig mit 5 Euro vergütet. So erhöhte sich der Umsatz bei mir automatisch um ein paar hundert Euro.
Ein weiterer Vorteil bei Adobe Stock scheint mir ein sehr stabiler Umsatz zu sein. Im Gegensatz zu anderen Bildagenturen habe ich bei Adobe Stock kaum extreme Schwankungen nach oben oder unten. Zudem halte ich Adobe Stock für den einzigen Systemanbieter in der Branche. Foto, Illustrationen und Video können bei Bedarf direkt aus Photoshop, Illustrator und anderen Softwareprodukten gesucht, gefunden und als Layout-Ausführung für Projekte genutzt werden. Wenn es zum Auftrag kommt, wird einfach die Lizenz erworben und das Copyright-Wasserzeichen verschwindet. So sitzt Adobe direkt an der Bedarfsquelle von Fotografen, Composern, Grafikern und Filmleuten. Ein Geschäftsmodell, daß sich durchaus langfristig durchsetzen könnte.
Shutterstock
Wie erwartet kam es durch die drastische Honorarkürzung Mitte 2020 auch in 2021 zu einem weiteren Umsatzeinbruch. 20% weniger Umsatz ergaben ca. 1260 Euro Jahresumsatz. Zähneknirschend mag ich auf über 1000 Euro nicht verzichten. Also werde ich vermutlich weiterhin neue Fotos hochladen.
iStock
Mit 678 Euro im Jahr gab es 2021 knapp 6% mehr. Die monatlichen Schwankungen sind bei iStock schon seltsam. Wer nicht exklusiv verkaufen will, wird bei iStock mit lächerlichen Honoraren im Centbereich abgespeisst. Und der Prozess zum hochladen ist unverändert sehr umständlich und ein gewaltiger Zeitfresser. Ich habe in 2021 nur ein paar neue Fotos hochgeladen. Der zeitaufwändige Prozess ist für mich inzwischen ein absolutes no go.
Dreamstime
Mit 90 Euro Jahresumsatz gab es leiter einen Umsatzeinbrauch um 30%. Schade, ich mag Dreamstime. Inzwischen geht das hochladen von Datein sehr effizient und flott. Hier wurde im Sinne der Lieferanten der Workflow sehr gut optimiert.
123RF
Mit 109 Euro Jahresumsatz zeigte sich 123RF mit einem leichten Plus von 4 Euro recht stabil. Das hochladen der Dateien geht auch hier recht flott und unkompliziert.
Alamy
2019 gab es 100 Euro, 2020 nur noch 20 Euro und 2021 sollte mit 10,21 Euro Jahreshonorar wohl der Tiefpunkt erreicht sein? Das hochladen geht flott. Allerdings der weiterführende Prozess ist umständlich und nervig. Ich habe 2021 keine neuen Dateien hochgeladen.
Eyem und Bigstockphoto
Seit Bigstockphoto vor Jahren von Shutterstock übernommen wurde, lade ich keine neuen Dateien mehr hoch. Bei 0,81 Euro im Jahr lohnt sich das wohl auch nicht mehr.
Eyem brachte 15 Euro Jahresumsatz. Da der Prozess des Hochladens dort sehr einfach ist, lade ich dort weiterhin Datein hoch.
Wirestock
Im Spätsommer 2021 habe ich mich aus Neugier bei Wirestock angemeldet. Wirestock bietet sein Bild- und Videoportfolio direkt und über verschiedene Bild- und Videoagenturen an. Worin besteht nun der Vorteil für den Fotografen und Filmer? Er kann die Verschlagwortung Wirestock überlassen! Die Verschlagwortung kann ganz schön zeitintensiv sein. So spart man Zeit. Man kann auswählen, bei welchen Bildagenturen die Fotos, Illustrationen oder Videos angeboten werden sollen. Derzeit werden Adobe Stock, Shutterstock, Alamy, Dreamstime, Depositphotos und Pond 5 angeboten. Für mich erschien Shutterstock interessant. Warum? Weil Wirestock als großer Anbieter schneller höhere Honorar-Stufen erreicht uns somit auch für mich als kleiner Fotograf ein höheres Honorar möglich wäre?
So die Theorie. In der Praxis habe ich den Schritt allerdings noch nicht gemacht. Die seltsame verschachtelte Firmenstruktur macht mich in dem Fall doch noch skeptisch. Vielleicht werde ich das in 2022 mit der ein oder anderen Bilderserie mal testen.
Deutsche Bildagenturen
Ja, es gibt sie noch. Auch deutsche Bildagenturen sind am hart umkämpften Bildermarkt noch vertreten. Umso erstaunlich, daß diese bei mir fast alle höhere Umsätze brachten.
Panthermedia
MIt 183 Euro Jahreshonorar waren das 79% Umsatzsteigerung. So kann das gerne weiter gehen. Bei Panthermedia wurde für die Bilder die Sprache von deutsch auf englisch geändert. Für meinen Workflow genau richtig. Da ich sowieso alle Bilder erst einmal in Englisch verschlagworte, kann ich mir nun das Übersetzen sparen. So konnte ich auch viel mehr Bilddateien hochladen, was zu erhöhtem Umsatz geführt hat.
Shotshop
Mit 174 Euro Jahreshonorar waren das 14% mehr als im Vorjahr. Dabei habe ich nur sehr wenige neue Bilder dort hochgeladen. Erfreulicherweise sind auch bei einigen Bildlizenzen mit mehreren Euros recht ordentlich entlohnt worden.
Zoonar und Pitopia
Zoonar mit 18 Euro und Pitopia 13 Euro gehörten bei mir zu den kleinen Umsatzbringern. Dort lade ich seit Jahren keine neue Dateien mehr hoch.
Fazit Stockfotografie 2020
2021 war nicht einfacher als 2020. Der einzige Vorteil war, daß sich viele Bilderkunden an Corona und seine Auswirkungen gewöhnt hatten und in einen halbwegs normalen Geschäftsbetrieb übergingen. Da mein Portfolio aus vielen Produktfotos aus dem Lebensmittelbereich besteht, hatte ich eine relativ konstante Entwicklung der Honorare. Mein Steckenpferd die Landschaftsfotografie habe ich 2021 recht intensiv praktiziert. Landschaftsfotografie ist für mich Balsam für die Seele. Landschaftsfotografie ist für mich Entschleunigung. Nur schade, daß sich selbst tolle Landschaftsmotive kaum oder gar nicht verkaufen. In der Werbung werden meist andere Motive benötigt.
Zum Foto-Abo von Adobe habe ich mir 2021 noch Illustrator gegönnt. Damit wollte ich weitere T-Shirt-Illustrationen erstellen. Zudem wollte ich einige der Grafiken auch über Bildagenturen vermarkten. Die Einarbeitung in Illustrator war dann doch viel zeitaufwändiger als erwartet. Mit der Übung ging es aber. Einige Motive verkaufen sich sogar über Bildagenturen regelmässig. Aber auch hier musste ich mich erst einarbeiten. Fast jede Bildagentur will Illustrationen in anderer Form haben. Unterschiedliche Dateiformate oder sogar eine zusätzliche JPEG-Datei für die Bildvorschau?! Als ob man das nicht automatisieren könnte? So habe ich mich in dem Bereich auf Adobe und Shutterstock beschränkt Adobe ist da sehr unkompliziert. Shutterstock hat mal wieder einen sehr hohen Anteil aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt. Der Verkauf bei den T-Shirts und anderen bedruckten Textilien über Spreadshirt konnte so gegenüber dem Vorjahr spürbar gesteigert werden. Auch die Verkäufe von Illustrationen über Bildagenturen waren erstaunlich gut.
Was brachte das zweite Standbein Illustationen? Mein Umsatzziel mit 500 Euro habe über Spreadshirt und andere Shirtanbieter erreicht. Adobe Illustrator hat im Jahr 240 Euro kosten verursacht. Illustarator habe ich zum Jahresende gekündigt. 2022 werde ich wohl auf eine Kauf-Alternative umsteigen.
Was mache ich 2022? Die Stockfotografie werde ich reduzieren. Ich werde weniger Fotos produzieren. Mein fotografischer Schwerpunkt werden schwarzweiße Infrarotografien sein. Die lassen sich über Bildagenturen kaum verkaufen. Diese Art der Fotografie geht schon eher in die fotografische Kunstform. Im Urlaub werde ich weitere Landschaftsmotive realisieren. Und hin und wieder werde ich auch ein paar Foodmotive für Bildagenturen umsetzen. Letzteres werde ich weiter reduzieren. Illustrationen werde ich weiterhin als zweites Standbein erstellen. Den Schwerpunkt meiner verfügbaren Zeit werde ich in die Produktion eines ersten Buches setzen. Und am Ende des Jahres werde ich entscheiden, wo 2023 die Schwerpunkte liegen werden.